Christliche Friedenstheologie

„Ehrwürdige Brüder und geliebte Söhne, [Schwestern und Töchter auch] es wird euch aufgefallen sein, wie oft Wir über den Frieden sprechen. Wir tun es nicht, um einer rasch erworbenen Gewohnheit nachzugeben (…) Wir tun es, weil Wir sehen, wie ernst der Friede bedroht ist. (…) Wir tun es, weil in den letzten Jahren der Geschichte (…) sehr klar die Tatsache zutage getreten ist, dass der Friede der einzige, wahre Weg des menschlichen Fortschritts ist (…) Wir tun es, weil der Friede zum Geist der christlichen Religion gehört, weil für den Christen den Frieden verkünden Jesus Christus verkünden heißt. „Er ist unser Friede“ (Eph 2,14). Sein Evangelium ist, „das Evangelium des Friedens“ (Eph 6,15). Durch sein Opfer am Kreuz hat er die Aussöhnung aller Menschen vollzogen, und wir, seine Jünger, sind aufgerufen, „Friedensstifter“ (Mt 5,9) zu sein.“ (Papst Paul VI.)

Botschaft zum 1. Weltfriedenstag 1968; zitiert nach: Dienst am Frieden. Stellungnahmen der Päpste, des II Vatikanischen Konzils und der Bischofssynode. Von 1963-1980, hg. v. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 23) Bonn o. J., 83–88, 86f.

Christliche Friedenstheologie denkt anders als christliche Friedensethik. In der Ethik wird die Frage nach der Legitimität tötender Gewalt philosophisch, mit Gründen der Vernunft, beantwortet. So entstand die Lehre vom gerechten Krieg, verbreitet in den Friedensethiken aller Kirchen bis heute. Sie liefert Kriterien zur Orientierung für alle Menschen, nicht nur für Christen. Kriterien, theoretisch geeignet den Gebrauch militärischer Gewalt einzuhegen, in der Praxis leider gut geeignet, Gewalt zu legitimieren.

Christliche Friedenstheologie stellt andere Fragen als christliche Friedensethik. Sie fragt, ob Krieg in Gottes Augen je legitim sein kann. Sie fragt, ob Christen außer ihrer Vernunft nicht doch auch aufgrund ihres Glaubens etwas Eigenes zu sagen und zu tun haben in Bezug auf Krieg und Frieden. Diese Fragen blieben die gesamte christliche Geschichte hindurch lebendig, meistens allerdings bei Außenseitern – manchmal aber auch bei Päpsten:

Nicht die Gewalt erlöst, sondern die Liebe. Sie ist das Zeichen Gottes, der selbst die Liebe ist. Wie oft wünschten wir, dass Gott sich stärker zeigen würde. Dass er dreinschlagen würde, das Böse ausrotten und die bessere Welt schaffen. Alle Ideologien der Gewalt rechtfertigen sich mit diesen Motiven: Es müsse auf solche Weise zerstört werden, was dem Fortschritt und der Befreiung der Menschheit entgegenstehe. Wir leiden unter der Geduld Gottes. Und doch brauchen wir sie alle. Der Gott, der Lamm wurde, sagt es uns: Die Welt wird durch den Gekreuzigten und nicht durch die Kreuziger erlöst. Die Welt wird durch die Geduld Gottes erlöst und durch die Ungeduld der Menschen verwüstet. (Papst Benedikt XVI.)

“Denn: wir haben durch die uns verliehene Gnade Gottes unsere Schwerter zu Pflugeisen und unsere Spieße zu Sicheln gemacht und werden unter unserem wahrhaftigen Weinstock, Christus, unter dem Fürsten des ewigen Friedens sitzen und uns zu dem äußerlichen Streit und Krieg nimmermehr rüsten noch begeben. Amen“

(Menno Simon)