Als 1928 im „Rotapfel-Verlag“ Zürich/Leipzig ein „Handbuch des aktiven Pazifismus“ erschien, unter dem Titel „Gewalt und Gewaltlosigkeit“ (herausgegeben im Auftrag der Internationale der Kriegsdienstverweiger von Franz Kobler) da war es selbstverständlich, dass auch ein Artikel zum Thema „Judentum und Gewalt“ enthalten war, geschrieben von Hans Kohn. Heute ist es dagegen schwierig geworden, friedenstheologische Texte aus der jüdischen Tradition und Theologie auf deutsch zu finden.
Eine erste, noch ganz unvollständige entstandene Literaturliste zum Thema Gewalt und Gewaltlosigkeit aus jüdischem Denken heraus: Literaturliste JudentumUndFriede
Uri Avnery hat ihn zu seinen geistigen Vätern gezählt: Yeshayahu Leibowitz. Auf deutsch liegen zwei Aufsätze vor: Leibowitz, Yeshayahu, Religion, Humanismus und die Spaltung der Nation. In: israel & palästina. zeitschrift für dialog 18 (1989) 10-14 und Leibowitz, Yeshayahu, Die Bedeutung des Landes Israel für das Judentum. In: israel & palästina. zeitschrift für dialog 18 (1989) 8-9.
Leibowitz vertritt aus streng religiöser Perspektive eine zionistische Position, die im frühen Zionismus noch häufiger zu finden ist, heute aber fast vergessen ist:
Dem jüdischen Volk „ist die Erfüllung der Thora aufgetragen. Der Besitz des Landes als solcher hat keinen religiösen Wert.“
Ein Jahrhundertwerk ist unbestritten Leo Baeck, Das Wesen des Judentums, 1905 (6. Auflage 1960). Für christliche Leser/Leserinnen besonders beeindruckend sind die Ausführungen Baecks über die Feindesliebe, Hier wird exemplarisch sichtbar, erlebbar, wie tief die Lehre Jesu in den hebräischen Schriften wurzelt und wie geradezu abwegig es ist, neutestamentliches Ethos gegen alttestamentliche Ethik auszuspielen.
„The Quest for Peace“ So lautet der Titel eines Lehr- und Studienbuches, das 1937 bei Sinai Press in Cincinnati erschienen ist. Autor ist Abraham Cronbach. Es beginnt mit einem Kapitel „Illusions of War“ und endet mit „Jewish Peace Ideals“ und „Efforts for Peace“. Alle Kapitel sind gleich aufgebaut, nach einer Einführung werden „Readings“ präsentiert, kurze Textauszüge wichtiger Autoren und Institutionen. Man lernt dabei viel. Auf Seite 166 findet sich der nachdenkliche Satz: „One would think that there would be nothing easier in the world than for a minister of the Christian or Jewish religion to be opposed to international butchery, but apparently casuistry ist still a mighty weappon among men of the cloth.“ Diese Feststellung gilt leider auch heute noch.