Wien
„Liebe Richter, wir, Gebundene und Gefangene des Herrn um der göttlichen Wahrheit willen, wünschen allen denen, die es von Herzen begehren, Gnad und ewige Barmherzigkeit von dem allmächtigen Gott und das wahre Gericht ihres Lebens durch Jesum Christum, unserem lieben Herrn. Amen.“ Mit diesen Worten wandten sich 1536 „zu Wien in Österreich“ die täuferischen Brüder Jeronimus, Michel und Hans an ihre katholischen Richter. „Gott der Allmächtige gebe euch die Demut, auf uns Kleine und von dieser Welt Verachtete zu hören“, so schreiben sie weiter. Es hat lange gedauert, bis diese Demut „zu Wien in Österreich“ so weit gewachsen ist, dass ein Hören möglich wurde. Unter dem Motto aus dem Hebräerbrief „Die Bruderliebe soll bleiben“ fand am 20. November 2021, veranstaltet von der Erzdiözese Wien und der Bruderhof-Gemeinschaft eine Andacht im Stephansdom im Gedenken an die Opfer der Täuferverfolgung statt. Im Einladungsbrief schreiben der Bischof von Wien, Christoph Kardinal Schönborn und J. Heinrich Arnold von der täuferischen Gemeinschaft Bruderhof: „Wir wollen diese Andacht (…) als Fest des Miteinander in geschwisterlicher Wertschätzung und in tiefer Freundschaft feiern. Dadurch können wir das Vergangene nicht ungeschehen machen, aber wohl der Heilung der Erinnerung dienen.“ Als ein weiteres Zeichen solcher Heilung der Erinnerung darf wohl auch die Täuferausstellung verstanden werden, die am Tag der Andacht im Dom jeden Besucher und jede Besucherin mithineinnimmt in die Geschichte der Täuferbewegung (vgl. https://www.taeufergeschichte.at/ausstellung-brennen-fur-das-leben).
Vollständiger Bericht: https://friedenstheologie.de/wp-content/uploads/2023/06/DieBruderliebesollbleiben.pdf

Tirol
In Tirol, Heimat von Jakob Hutter und vieler anderer Täufer, wird seit einigen Jahren ungemein intensiv die Erinnerung gepflegt. Gedenktafeln, Gedenksteine werden errichtet, ein eigener Arbeitskreis „Hutterer Tirol&Südtirol“ hat sich gebildet. „Seit 2005 hat der „Arbeitskreis Hutterer Tirol & Südtirol“ die Aufarbeitung dieses Kapitels der Tiroler Geschichte und engere Kontakte mit den Hutterern zum Ziel, ebenso wie mehr Verständnis und Respekt der Religionen und religiösen Minderheiten füreinander. 2008 haben die Landeshauptleute Tirols und Südtirols sowie die römisch-katholischen Bischöfe von Innsbruck und Bozen-Brixen an die hutterischen Ältesten Briefe geschrieben.“ Immer wieder auch gab es Besuche hutterischer Delegationen in der Heimat der Vorfahren.

Halberstadt
In Halberstadt erinnert seit März 2023 eine Gedenktafel an 3 ermordete Täufer (Hans Höhne, Adrian Richter und eine unbekannte Frau) die am 8. Oktober 1535 durch Ertränken in der Bode hingerichtet wurden. „Wir nehmen im Rahmen eines Ökumenetages die leidvolle Geschichte, die Täufer in Halberstadt erfahren haben, zum Anlass, in Zusammenarbeit mit der Stadt Halberstadt und dem Kirchenkreis Halberstadt an die Intoleranz der damaligen Kirchen und die mangelnde Kraft, die Täufer als Geschwister im Glauben anzunehmen zu erinnern“, so hieß es in der Einladung durch den Ökumenebeauftragten des Bistums Magdeburg. Unter
https://www.halberstadt.de/de/die-taeufer-von-halberstadt.html
findet sich die Geschichte der Täufer in und um Halberstadt kurz umrissen.

