König auf einem Esel – Palmsonntag

Papst Benedikt XVI. :

Um zu verstehen, was am Palmsonntag geschah, und um zu erkennen, was dieser Tag über jene Stunde hinaus für alle Zeiten bedeutet, erweist sich etwas als besonders wichtig, das auch für seine Jünger zum Schlüssel des Verstehens dieser Ereignisse wurde, als sie nach Ostern jene stürmischen Tag mit neuem Blick nochmals durchgingen.

Jesus zieht auf einem Esel in die Heilige Stadt ein, das heißt auf dem Tier der einfachen Leute vom Land; ja, auf einem Esel, der ihm nicht einmal gehört, sondern den er für diese Gelegenheit ausleihen musste.

Erst nach dem Osterfest bemerkten sie, dass beim Propheten Sacharja zu lesen ist: „Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt; er sitzt auf dem Fohlen einer Eselin“ (Joh 12,15; vgl. Sach 9,9).

Um die Handlungsweise Jesu zu verstehen, müssen wir den ganzen Text aus dem Buch Sacharja hören, der so fortfährt: „Ich vernichte die Streitwagen aus Ephraim und die Rosse aus Jerusalem, vernichtet wird der Kriegsbogen. Er verkündet für die Völker den Frieden; seine Herrschaft reicht von Meer zu Meer und vom Euphrat bis an die Enden der Erde“ (Sach 9,10).

In der Gestalt Jesu tritt das durch das Zeichen des Kreuzes zutage. Die neue Waffe, die uns Jesus in die Hände gibt, ist das Kreuz – Zeichen der Versöhnung und Zeichen der Liebe, die stärker ist als der Tod. Jedes Mal, wenn wir uns bekreu-zigen, müssen wir uns daran erinnern, einer Ungerechtigkeit nicht eine andere Ungerechtigkeit, einer Gewalt nicht eine andere Gewalt entgegenzusetzen; wir müssen uns daran erinnern, dass wir das Böse nur mit dem Guten besiegen kön-nen, nie mit der Vergeltung des Bösen durch Böses.

Wir finden das Leben nicht, indem wir uns seiner bemächtigen, sondern indem wir es schenken. Die Liebe ist Selbstschenkung, und deshalb wird der Weg des wahren Lebens durch das Kreuz symbolisiert.

Bitten wir Jesus darum, dass auch er uns berühren und unsere Herzen öffnen möge, auf dass wir in seiner Kreuzesnachfolge Boten seiner Liebe und seines Friedens werden. Amen.

Die Verheißung hat sich erfüllt

Das Reich des Königs des Friedens reicht „von Meer zu Meer (…) bis an die Enden der Erde„. Die antike Verheißung des Landes wird hier durch eine neue Vision er-setzt:

Der Raum des messianischen Königs ist nicht mehr ein bestimmtes Land, das sich von den anderen trennen und dann unvermeidlich Stellung gegen andere Länder beziehen würde. Sein Land ist die Erde, die ganze Welt. Indem er jede Grenze überwindet, schafft er in der Mannigfaltigkeit der Kulturen Einheit.

Wenn wir mit dem Blick die Wolken der Geschichte durchdringen, sehen wir hier in der Prophezeiung wie aus der Ferne jenes Netz der eucharistischen Gemeinschaften hervortreten, das die ganze Welt umfasst – ein Netz jener Gemeinschaften, die das „Reich des Friedens“ Jesu von Meer zu Meer bis an die Enden der Erde bilden.

In allen Kulturen und überall auf der ganzen Welt, in den dürftigen Hütten und auf dem armen Land wie auch in der Pracht der Kathedralen, ist er gegenwärtig. Überall ist er derselbe, der einzige, und so bilden auch alle, die im Gebet und in der Gemeinschaft mit ihm verbunden sind, miteinander einen einzigen Leib.

Christus herrscht, indem er sich selbst zu unserem Brot macht, sich uns schenkt; auf diese Weise errichtet er sein Reich.

ZENIT-Übersetzung © Copyright 2006 – Libreria Editrice Vaticana]/ www.zenit.org


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