Die Kriterien des Gerechten Kriegs

Papst Franziskus hat in der Enzyklika „Fratelli Tutti“ unter der Nummer 258 eine Art päpstlichen Schlussstrich zur Debatte über die Möglichkeit eines „Gerechten Kriegs“ gezogen:

„Der springende Punkt ist, dass durch die Entwicklung nuklearer, chemischer und biologischer Waffen und durch die enormen und wachsenden Möglichkeiten der neuen Technologien, der Krieg eine außer Kontrolle geratene Zerstörungskraft erreicht hat, die viele unschuldige Zivilisten trifft. Es stimmt: »Nie hatte die Menschheit so viel Macht über sich selbst, und nichts kann garantieren, dass sie diese gut gebrauchen wird«.[241] Deshalb können wir den Krieg nicht mehr als Lösung betrachten, denn die Risiken werden wahrscheinlich immer den hypothetischen Nutzen, der ihm zugeschrieben wurde, überwiegen. Angesichts dieser Tatsache ist es heute sehr schwierig, sich auf die in vergangenen Jahrhunderten gereiften rationalen Kriterien zu stützen, um von einem eventuell „gerechten Krieg“ zu sprechen. Nie wieder Krieg![242]

Es steht zu befürchten, dass des Papstes Einschätzung wenig Einfluss auf friedensethische Debatten in Deutschland haben wird. Von daher hier ein Auszug aus der immer noch gründlichsten katholischen Arbeit zum Themenkomplex „Gerechter Krieg“. Franziskus Maria Stratmann OP hat 1924 exakt zehn Kriterien herausgearbeitet, die alle erfüllt sein müssen, die aber in der Praxis schon damals nicht mehr zu erfüllen waren. Diese zehn Kriterien sind auch heute noch in friedensethischen Debatten hilfreich, um konkret aufzeigen zu können, warum der Papst recht hat: „Nie wieder Krieg“ !

Franziskus Maria Stratmann O.P., Weltkirche und Weltfriede. Katholische Gedanken zum Kriegs- und Friedensproblem. [1924] Neu herausgegeben und eingeleitet von Thomas Nauerth (Kirche & Weltkrieg – Band 5) Norderstedt 2021, 150


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