„Das kannst du doch nicht tun, die Gerechten zusammen mit den Ruchlosen umbringen“

Über das Recht auf Selbstverteidigung und dessen Grenzen

Rabbiner für Menschenrechte über die Operation Protective Edge

15. Juli 2014

Die Organisation Rabbiner für Menschenrechte lässt sich vom höchsten jüdischen Wert, der Bewahrung des menschlichen Lebens, leiten. Wir weisen jede absichtliche Zerstörung und jedes absichtliche Blutvergießen ganz und gar zurück. Das Judentum achtet Versuche sehr hoch, selbst in der Hitze einer Schlacht menschliches Leben zu bewahren, und zwar sowohl durch die Entwicklung von Verteidigungsmethoden als auch durch die Bemühung, nicht auf wehrlose Nicht-Kämpfer zu zielen. „Das kannst du doch nicht tun, die Gerechten zusammen mit den Ruchlosen umbringen.“ (Genesis 18:25)

Rabbiner für Menschenrechte drängt besonders unsere Regierung, die Regierung von Israel, dazu, unseren Prinzipien gerecht zu werden, ganz gleich, ob die palästinensische Führung das auch tut oder nicht. Da unsere Mitglieder und unsere Mitarbeiter ebenso wie unsere Mitbürger in Israel in den Luftschutzräumen sitzen, verstehen wir, dass der Staat Israel eine außerordentlich große Verantwortung trägt und die Pflicht hat, ihre Bürger zu schützen. Die jüdische Tradition jedoch lehrt, dass selbst im Namen der Selbstverteidigung nicht alles erlaubt ist. Aus dem Traktat Sanhedrin 74a lernen wir, dass es streng verboten ist, Unschuldige zu töten, selbst zu dem Zweck, unser eigenes Leben zu retten. Auch wenn nicht absichtlich auf Nicht-Kämpfende gezielt wird, so ist doch die Unterscheidung zwischen unabsichtlicher Verletzung von Nicht-Kämpfenden, wenn das Ziel war, legitimerweise militärische Ziele zu treffen, und Situationen, in denen von Anfang an klar war, dass das Treffen militärischer Ziele Nicht-Kämpfende verletzen würde, ein schiefes Argument. Heute besteht der Verdacht, dass einige der IDF-Aktivitäten die rote Linie überschritten haben.     

Der Midrasch lehrt, dass unser Vater Jakob weder töten noch getötet werden wollte. Aber das ist nicht unsere einzige Alternative. Aus Sanhedrin 74a lernen wir auch, dass dem Grundsatz „Wenn jemand dich zu töten versucht, komme ihm zuvor und töte ihn zuerst“ und der Pflicht, einen, der andere töten will, zu töten (im Gegensatz zum Verbot, Unschuldige zu töten) zum Trotz, derjenige ein Mörder ist, der tötet, um ein Leben zu retten, solange es eine andere Möglichkeit gibt, sich zu retten. Wie die Erfahrung lehrt, haben vorangegangene Gaza-Operationen den Bewohnern von Südisrael keine dauerhafte Sicherheit gebracht, sie lehrt: Nur wirklicher Frieden kann wirkliche Sicherheit bringen.

Logo Rabbis for Human Rights
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Aus diesem Grund fordern Rabbiner für Menschenrechte hiermit, dass sowohl die Regierung von Israel als auch die palästinensische Führung in Gaza sofort ihre Kampfhandlungen einstellen, alles ihnen Mögliche tun, keine Zivilisten mehr zu verletzen, und sofort in Gespräche mit allen wichtigen Parteien eintreten, um eine lange Zeit wirksame Waffenstillstandsvereinbarung und eine lange wirksame Veränderung des politischen Status quo zwischen Israel und dem palästinensischen Volk als Ganzem zu erreichen. 

Unsere Herzen sind bei den Bewohnern Israels, besonders bei denen, die im Süden leben, und bei den unschuldigen Bewohnern von Gaza.

Den Opfern sprechen wir unser Beileid aus und wir wünschen den Verwundeten schnelle Genesung.

http://rhr.org.il/eng/wp-content/uploads/Statement-about-Operation-2.pdf


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